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Anlage 3 - Erläuterung zum Kurzleitfaden zur Nutzung gendergerechter Sprache durch die Stadtverwaltung Oelde

                                    
                                        Erläuterung zum Kurz-Leitfaden
zur

Nutzung
gendergerechter Sprache
durch die Stadtverwaltung Oelde
Stand November 2022

1

Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................... 3
Einleitung ................................................................................................................................................ 4
Gesetzliche Grundlagen .......................................................................................................................... 5
Geltungsbereich ..................................................................................................................................... .6
Schriftsprache ......................................................................................................................................... 6
Verwendung von Sonderzeichen ............................................................................................................ 9
Sprache in Wort / Tonspur .................................................................................................................... 10
Begrüßungen und Anreden / Anschreiben und Formulare .................................................................. 11
Bildsprache ............................................................................................................................................ 13
Barrierefreiheit...................................................................................................................................... 14
Leichte Sprache ..................................................................................................................................... 14
Anforderungen an die IT ....................................................................................................................... 15
Begriffsbestimmungen für geschlechtergerechte Sprache .................................................................. 16
Quellenverzeichnis, Links & Literatur ................................................................................................... 19

2

Vorwort
Sehr geehrtes Kollegium,
Sprache ist unser wichtigstes Mittel, uns auszudrücken und mitzuteilen. Sie ist ein Spiegel unseres
Bewusstseins – gleichzeitig beeinflusst sie die Art und Weise, wie wir denken und die Welt
wahrnehmen.
In unserer täglichen Arbeit werden wir ständig mit Sprache konfrontiert, sei es in Schriftform oder als
gesprochenes Wort. Von gesellschaftlichen Veränderungen ist immer auch die Sprache betroffen.
Geschlechtergerechte und inklusive Sprache schafft ein Bewusstsein dafür, dass bestimmte Aufgaben,
Positionen, Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht einem bestimmten Geschlecht vorbehalten sind. Sie
bietet zudem Raum für alle Geschlechter und für die Vielfalt an Lebensmodellen, auch wenn sie nicht
dem herkömmlichen Zweigeschlechtermodell entsprechen.
Der Anspruch jeder Verwaltung muss es sein, alle Menschen gleichwertig und gleichberechtigt
anzusprechen. Als Bürgermeisterin der Stadt Oelde ist es mir wichtig, diese Veränderungen
mitzutragen und unsere Kommunikation so zu gestalten, dass sich möglichst alle Menschen
angesprochen und wertgeschätzt fühlen.
Mit diesem Leitfaden möchte ich Ihnen eine praktische Anleitung für eine gendergerechte und
wertschätzende Kommunikation an die Hand geben. Er soll Sie dabei unterstützen,
geschlechtergerechte und inklusive Sprache in respektvoller und gut umsetzbarer Weise anzuwenden.
Bitte orientieren Sie sich an den genannten Beispielen, um Schriftstücke der Verwaltung so zu
formulieren, dass sich alle Menschen angesprochen fühlen und diese von allen Menschen verstanden
werden.

Karin Rodeheger
Bürgermeisterin

3

Einleitung
Das Bundesverfassungsgericht hat, durch sein Urteil im Oktober 2017, die Einführung des dritten
Geschlechtseintrags ermöglicht und so die Rechte der Menschen gestärkt, die sich nicht als männlich
oder weiblich beschreiben. Diesbezüglich wurde der Geschlechtsbegriff divers hinzugefügt. Durch
diesen gesetzlichen Handlungsauftrag ist die Gesellschaft in der Verpflichtung, der geschlechtlichen
Vielfalt Ausdruck zu verleihen und die Teilhabe und den Zugang zu allen gesellschaftlichen Bereichen
zu ermöglichen. Dies macht eine demokratisch verfasste Gesellschaft aus, deren Basis die
geschlechtergerechte und inklusive Sprache ist. Eine geschlechtergerechte und inklusive Sprache trägt
aktiv zur Gleichstellung und Chancengleichheit der Geschlechter, zu einem respektvollen Leben in
Diversität und Demokratie bei.
Die Stadtverwaltung verfolgt das Ziel, zukünftig eine geschlechtergerechte und inklusive Sprache
anzuwenden, um alle Menschen gleichwertig anzusprechen.
Der folgende Leitfaden gibt Ihnen die Möglichkeit, die geschlechtergerechte und inklusive Sprache in
respektvoller und toleranter Weise anzuwenden. Schriftstücke, Anträge, Berichte, Veröffentlichungen,
Formulare, Grußformeln, E-Mails, Präsentationen, Flyer, Briefe können so formuliert werden, dass sich
alle Menschen angesprochen fühlen und diese dennoch von allen Menschen verstanden werden.
Die Anwendung der geschlechtergerechten und inklusiven Sprache ist für viele Beschäftigte der Stadt
Oelde neu und erfordert zu Beginn etwas mehr Zeit, aber auch eine grundsätzliche Bereitschaft und
ein starkes Engagement, die eigene Routine zu hinterfragen.
Es wurden gesetzliche Bestimmungen und aktuelle Entwicklungen bei der Erstellung des Leitfadens
berücksichtigt. Zudem sind die Perspektiven verschiedener Expert*innen zusammengeflossen. Der
Leitfaden bleibt offen für weitere Entwicklungen und sprachliche Veränderungen und muss bei sich
ändernden Gegebenheiten überarbeitet und angepasst werden.
Der Leitfaden zur geschlechtergerechten und inklusiven Sprache in der Verwaltung, dessen
Anwendung und Umsetzung innerhalb der Verwaltung wird in den Gleichstellungsplan aufgenommen.

4

Gesetzliche Grundlagen
Grundgesetz, Artikel 3
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner
Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt
oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG), § 1
Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft,
des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen
Identität zu verhindern oder zu beseitigen.
Landesgleichstellungsgesetz NRW (LGG NW), § 4
Gesetze und andere Rechtsvorschriften tragen sprachlich der Gleichstellung von Frauen und Männern
Rechnung. In der internen wie externen dienstlichen Kommunikation ist die sprachliche
Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten. In Vordrucken sind geschlechtsneutrale
Personenbezeichnungen zu verwenden. Sofern diese nicht gefunden werden können, sind die
weibliche und die männliche Sprachform zu verwenden.
RdErl. des Justizministeriums des Ministerpräsidenten und aller Landesministerien (1030 - II A. 325)
vom 24. März 1993 zur Gleichstellung von Frau und Mann in der Rechts- und Amtssprache
Die Landesregierung hat am 12.1.1993 die aus der Anlage ersichtlichen Grundsätze für eine
gleichstellungsgerechte Gestaltung der Amts- und Rechtssprache gebilligt.
Beschluss BVerfG vom 10.10.2017, 1 BvR 2019/16
Bundesverfassungsgericht - Presse - Personenstandsrecht muss weiteren positiven
Geschlechtseintrag zulassen
Das Bundesverfassungsgericht hat 2017 mit der Entscheidung zur sogenannten „Dritten Option“ einen
Grundstein dafür gelegt, verschiedene geschlechtliche Orientierungen rechtlich anzuerkennen. Damit
stehen nicht-binäre Geschlechteridentitäten unter dem Schutz von Artikel 3 Absatz 3 Satz 1
Grundgesetz und gegen Diskriminierung.
Empfehlung/Leitfaden StGB (veröffentlicht 17.2.2022)
Unterstützung für Kommunen beim Umgang mit gendersensibler Sprache – Kommunen in NRW
Die geschlechtergerechte Sprache ist als Bestandteil der kommunalen Regelungen zu betrachten, bei
Vorliegen eines Leitfadens für geschlechtergerechte Sprache, als Maßnahme im Gleichstellungsplans.
Auch wenn die Verwendung eines Sonderzeichens nach Auffassung des deutschen Rechtschreibrates
als Rechtschreibfehler zu werten ist, behalten behördliche Handlungen dadurch gemäß § 42
Verwaltungsverfahrensgesetz dennoch ihre Geltung beziehungsweise Rechtswirksamkeit.
Bitte beachten Sie, dass es Wörter gibt, die einer feststehende juristische Definition unterliegen und
somit nicht verändert werden dürfen (Beispiel: gesetzlicher Vertreter / Betreuer).

5

Geltungsbereich
Die in diesem Regelwerk aufgeführten sprachlichen Mittel gelten für
• die gesamte externe sowie interne Kommunikation
• sämtlichen Schriftverkehr der Stadtverwaltung
• E-Mails, Präsentationen, Broschüren, Presseartikel, Drucksachen, Hausmitteilungen, Flyer, Briefe,
Formulare, Bescheide, Sitzungsvorlagen, Inter-/Intranet
• Gesetzliche Regelungen/Vorschriften sind von der Verwendung von Sonderzeichen
ausgenommen.

Schriftsprache
Geschlechterneutrale Sprache
Durch die Anwendung geschlechterneutraler Begriffe werden Personen aller Geschlechter
angesprochen. Ein Vorteil der Begriffe ist auch, dass diese barrierefrei nutzbar sind. Nachteilig ist aber,
dass bei zu häufiger Anwendung innerhalb von Texten die Formulierungen vage aufgefasst werden, da
die dahinterstehenden Personen begrifflich fehlen. Neutrale Begriffe stellen aber, bei dosiertem
Einsatz, ein hilfreiches Mittel zur Anwendung gendergerechter Sprache dar.
Neutrale Begriffe lassen sich vielfach über abstraktere Umschreibungen wie auch die Verwendung der
Pluralform oder die Substantivierung anderer Satzbausteine, umsetzen. Genauso können Texte
neutraler formuliert werden, indem sie auf passive Satzstrukturen oder auch direkte Ansprachen
umgestellt werden. Hilfreich ist es, Tätigkeiten anstelle der Personen zu umschreiben. Eine Variation
mit den unterschiedlichen Möglichkeiten ist sinnvoll, damit die Texte nicht als zu abstrakt empfunden
werden.
Geschlechtsneutrale Formulierungen sind eine elegante Form, einen Text flüssig zu verfassen, dem
knappen Platzbedarf in Broschüren, Vordrucken, o.ä. Rechnung zu tragen und die Fokussierung auf die
wesentlichen Inhalte eines Textes zu fördern. Sie machen in der Regel Texte weder länger noch
komplizierter. Umformulierungen helfen dabei, das auf lange Sicht häufig störende Ausschreiben der
männlichen und der weiblichen Form zu vermeiden. Außerdem kommen sie ohne Sonderzeichen aus
und umfassen immer auch Personen, die sich nicht als Mann oder Frau definieren. Es ist möglich,
entweder geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen zu verwenden oder Texte so
umzuformulieren, dass keine Personenbezeichnung erforderlich ist.
Neurale Begriffe
Am Beispielbegriff Elternparkplatz, statt Mutter-Kind-Parkplatz, wird deutlich, dass mit Hilfe neutraler
Begriffe nicht nur alle Menschen gleichermaßen angesprochen werden, sondern hier insbesondere
Rollenstereotype umgangen werden. Natürlich darf z.B. der Vater mit dem Kleinkind ebenfalls die
gesondert ausgewiesene Parkfläche nutzen.
Ableitungen
Der Gebrauch von Ableitungen mit den Endungen -kraft, -ung, -ium, -amt eignet sich zur
genderneutralen Formulierung. So wird keine weibliche oder männliche Endung benötigt.
Beispiele: Lehrkraft, Führungskraft, Kollegium, Geschäftsführung, Vertretung, Richteramt,
Bürgerschaft

6

Pluralformen
Auch Pluralformen sind eine schlichte und elegante Weise, alle Geschlechter einzubeziehen.
Beispiel: die Beschäftigten / Beschäftigte
statt der Beschäftigte
Verwendung von Verb oder Adjektiv statt Substantiv und Partizipien und Adjektive substantivieren
Ein Substantiv lässt sich einfach in ein Verb oder in eine direkte Ansprache umwandeln oder durch ein
Adjektiv ersetzen und ist dadurch geschlechterumfassend. Auch die Nutzung von Partizipien sorgt
dafür, dass sich alle Geschlechter angesprochen fühlen.
Beispiel für die Verwendung eines Adjektivs
statt der Stimmberechtigte – besser …das stimmberechtigte Mitglied
Beispiel für die Umwandlung eines Substantivs in ein Verb:
statt Vorsitzender – besser …sitzt…vor
statt Projektleiter – besser …leitet das Projekt
Beispiel für direkte Ansprache:
statt Jeder Teilnehmer wird gebeten einen Mund-Nasenschutz zu tragen! – besser Bitte tragen Sie
einen Mund-Nasen-Schutz!
Substantivierung als Hauptwortbildung mit einem ursprünglich anderen Satzbaustein
Ein ursprünglich anderer Satzbaustein wird zum Substantiv umgeformt. So werden zum Beispiel aus
dem Verb studieren Studierende. Aus dem Adjektiv anwesend werden die Anwesenden. Aus dem
Verb teilnehmen werden Teilnehmende. Dies birgt den Vorteil, dass dadurch geschlechtsneutrale
Personenbezeichnungen entstehen, die keine weibliche oder männliche Endung benötigen und alle
Geschlechter einschließen.
Tätigkeiten statt Personen benennen
Anstelle der Person kann die Tätigkeit umschrieben und in den Mittelpunkt gestellt werden.
Beispiel:
statt Alle Besucher und Besucherinnen müssen eine FFP2-Maske zu tragen! – besser Das Tragen einer
FFP2-Maske ist verpflichtend.
Wer-Formulierungen
Das Benennen einer männlichen oder weiblichen Endung wird durch diese umgangen.
Beispiel:
statt Ein Projektleiter sollte darauf achten, … - besser Wer ein Projekt leitet, sollte darauf achten, …
statt Der Nutzer des Angebots sollte … - besser Wer das Angebot nutzt, sollte …
Pronomen
Die männliche Form wird häufig bei Pronomen verwendet, hierfür gibt es unkomplizierte
geschlechterumfassende Alternativen.
Beispiel:
statt jeder Jugendliche, der… - besser alle Jugendlichen, die …
statt jeder Ehrenamtliche, der … - besser alle Ehrenamtlichen, die …

7

sich wiederholende Personenbezeichnungen
Wenn deutlich geschlussfolgert werden kann, welche Person gemeint ist, kann zum Teil auf sich
wiederholende Personenbezeichnungen verzichtet werden und z.B. diese oder diesen verwendet
werden. Gerade Doppelnennungen sollten nicht direkt aufeinanderfolgend genutzt werden, wenn
dies nicht nötig ist, um den Lese- und Redefluss zu erleichtern.
Doppelnennungen
Bei einer Doppelnennung im binären Kontext werden Frauen und Männer gleichermaßen
angesprochen. Personen, die sich nicht dem binären Bereich zugeordnet fühlen, werden jedoch
sprachlich ausgegrenzt. Ein weiterer Nachteil der Doppelnennungen besteht darin, dass sie diese Texte
sperriger, länger und schwieriger verständlich machen können, als Texte mit genderneutralen
Formulierungen. Daher sollten auch Doppelnennungen nicht als einzige Möglichkeit, zur Anwendung
gendergerechter Sprache, herangezogen werden. Da sie jedoch die derzeit einzige
rechtschreibkonforme Kurzschreibweise zur Nennung der weiblichen und der männlichen Form
darstellt, ist diese Schreibweise auch im Kurzleitfaden enthalten. Immer dann, wenn aber die
Einbeziehung aller Menschen kurz betont werden soll, ist der Genderstern stattdessen zu wählen.
Beispiel: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Besucherinnen und Besucher
Beispiel für die Kurzschreibweise: Mitarbeiter/- innen, Besucher/-innen
Passivformulierungen
Das Passiv wird gebildet, indem das Subjekt des Aktivsatzes zum Objekt und das Objekt zum Subjekt
gemacht wird. Dies ist eine weitere Strategie um keine männliche oder weibliche Beschreibung zu
nutzen. Das Passiv führt jedoch schnell zu Konstrukten die nicht der Alltagssprache entsprechen. Da
gerade die gut verständliche und bürgernahe Sprache Ziel der Entwicklung der letzten Jahre war, soll
diese Option daher nur selten und mit Bedacht genutzt werden. Im Kurzleitfaden ist sie daher nicht
enthalten.
Beispiele:
statt Protokollführer ist Luca Meyer. – besser Das Protokoll wird erstellt von Luca Meyer.
statt Der Antragsteller ist Kim Hay. – besser Der Antrag wurde von Kim Hay gestellt.
Geschlecht von Institutionen
Dieser Punkt steht, aus Sicht der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Oelde, nicht im Vordergrund,
da Institutionen keine natürlichen Personen sind und damit über keine geschlechtliche und soziale
Identität an sich verfügen, die berücksichtigt werden muss, um Diskriminierung zu vermeiden. In der
hinsichtlich Organisationen oftmals selbstverständlich genutzten grammatikalisch inkorrekten Weise,
wird allerdings deutlich, wie stark die deutsche Sprache von der maskulinen Form, insbesondere dem
generischen Maskulinum, geprägt ist.
Institutionen, die einen weiblichen Artikel haben, werden zumeist grammatikalisch inkorrekt
behandelt. Die Stadt Oelde, ebenso wie „die Verwaltung“, „die Behörde“ und einige andere
Organisationen, sind weiblich und das würde grammatikalisch korrekt auch sprachlich berücksichtigt
folgendes bedeuten:
Beispiel:
angewandt Die Stadtverwaltung als Arbeitgeber. – grammatikalisch korrekt Die Stadtverwaltung als
Arbeitgeberin.
Die Firma XY ist Antragsteller
Die Firma XY ist Antragstellerin
Die Stadt XY ist Veranstalter / Bauherr
Die Stadt XY ist Veranstalterin / Bauherrin

8

Verwendung von Sonderzeichen
Eine sprachliche Gleichbehandlung schließt Frauen, Männer, inter*, trans* sowie nicht-binäre
Menschen ein und kann durch die Verwendung von Sonderzeichen erreicht werden.
Die Stadtverwaltung Oelde hat sich für die ausschließliche Verwendung des Gendersterns entschieden,
da gerade die parallele Verwendung unterschiedlicher Sonderzeichen zu einem inhomogen wirkenden
Außenbild bezüglich der Nutzung gendergerechter Sprache führt.
Die bekanntesten Sonderzeichen sind:
Sonderzeichen

Beispiel

Erläuterung

Genderstern /
Asterisk (*)

Mitarbeiter*innen

Die in unterschiedliche Richtungen zeigenden Strahlen des Sterns stehen
für die Vielfalt der Geschlechteridentitäten.

Gendergap (_)

Mitarbeiter_innen

Die Lücke des Gendergaps soll in der Schriftsprache den Menschen Raum
bieten, die sich in der geschlechtlichen Binarität nicht wiederfinden.

Genderdoppelpunkt (:)

Mitarbeiter:innen

Der Genderdoppelpunkt soll als typografisches Sonderzeichen ebenso
nicht-binäre Menschen ansprechen, hat aber keine symbolische
Bedeutung wie es beim Gendersternchen oder Gendergap der Fall ist.

Trema (ï)

Mitarbeiterïnnen

herkömmliche Schreibweise, die aber nicht alle Geschlechter einschließt

Trennstrich

Mitarbeiter/innen

herkömmliche Schreibweise, die aber nicht alle Geschlechter einschließt

Binnen-I

MitarbeiterInnen

herkömmliche Schreibweise, die aber nicht alle Geschlechter einschließt

Allen Sonderzeichen liegt die gleiche Anwendungsregel zugrunde:
Das jeweilige Sonderzeichen wird zwischen dem Wortstamm (z.B. Mitarbeiter) und der femininen
Wortendung (-in im Singular, -innen im Plural) eingefügt. Auf mögliche grammatikalische Probleme bei
der Nutzung von Sonderzeichen (z. B. Ärzt*innen, Kolleg*innen) ist hinzuweisen.
Eine abschließende Regelung zur Vereinbarkeit einer geschlechtersensiblen Sprache mit der
Anforderung der Barrierefreiheit liegt nicht vor. Eine Studie der Überwachungsstelle des Bundes für
Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT, 2021) sowie Prof.‘in Dr.‘in Ulrike Lembke empfehlen
den Genderstern. Christine Olderdissen weist in ihrem 2021 vom Duden herausgegebenen Werk
„Gender-leicht – Wie Sprache für alle elegant gelingt“ darauf hin, dass der Deutsche Blinden- und
Sehbehindertenverband die sparsame Verwendung des Gendersterns empfiehlt. Frau Olderdissen
selbst richte sich nach der Faustregel, diesen nicht häufiger als einmal pro Absatz zu verwenden.
Inwieweit Sonderzeichen von Screenreadern verarbeitet werden können, hängt von deren
Leistungsfähigkeit sowie vom Schrifttyp (derzeit noch bevorzugt Verdana) ab. Grundsätzlich aber sollte
gelten: Die technischen Möglichkeiten sollten an den praktischen Bedarf, im Rahmen der
gesellschaftlichen Entwicklung, angepasst werden und diese nicht behindern.
Die Autokorrektur-Einträge in Microsoft Word können selbstständig bearbeitet werden: Datei >
Optionen > Dokumentprüfung > AutoKorrektur-Prüfung.

9

Verschiedene Gründe sprechen für die Verwendung des Gendersterns:
• Bei dem Genderstern handelt es sich um die aktuell am häufigsten angewandte Form der
geschlechtergerechten Sprache mit Hilfe von Sonderzeichen. Die Anwendung des
Gendersterns unterstreicht die Sichtbarmachung der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten.
• Linguistische Studien zeigen, dass die Verwendung des Gendersterns den Lesefluss und die
inhaltliche Reproduzierbarkeit eines Textes nicht negativ beeinflusst.
• Der Rat für Deutsche Rechtschreibung hat sich bisher noch nicht für die Verwendung
geschlechtersensibler Sprache und im Speziellen des Gendersterns ausgesprochen, wird dieses
aber gegebenenfalls 2023 empfehlen.
Aufgrund der oben genannten Notwendigkeit, sich zur Erzielung eines einheitlichen Außenbildes
insbesondere auf die Verwendung eines Sonderzeichens zu beschränken, haben sich die Mitglieder
der Arbeitsgruppe zur Erstellung des Leitfadens für die Stadtverwaltung Oelde, für die Nutzung des
Gendersterns entschieden. Dieser soll sparsam angewandt werden und insbesondere dann
eingesetzt werden, wenn in kurzer Form die Einbeziehung aller Menschen betont werden soll.

Sprache in Wort / Tonspur
In der gendergerechten freien sprachlichen Formulierung ist ebenfalls analog zur Schriftsprache auf
die Wortwahl zu achten.
Im freien Sprechen und bei Vorträgen ergibt es Sinn, zwischen den vielfältigen Möglichkeiten
geschlechtergerechter Sprache zu variieren, dies beinhaltet u.a.
• geschlechtsneutrale Formulierung durch Pluralform
• Satzumstellung
• neutrale Endungen
• Doppelnennungen
• Betonung von Diversität durch glottalen Stopp beim Genderstern.
Beim Vorlesen muss auf die Art der gendergerechten Schriftform geachtet werden, auch bei fremden
Texten, bei denen andere Sonderzeichen verwendet wurden.
• Schrägstrich (Mitarbeiter/-in) oder Klammer (Mitarbeiter(in)) werden als Abkürzung der
Doppelform angesehen und somit als Doppelnennung gelesen.
• Das Binnen-I wird als reines Femininum vorgelesen.
• Genderstern (*) und -gap (_) werden mit einem stimmlosen glottalen Plosiv (Verschlusslaut /
glottaler Schlag / kurz: Glottisschlag), Aussprachesymbol ʔ entsprechend des phonetischen
Alphabets, wiedergegeben. Diese kurze Sprechpause ist auch unabhängig von der
geschlechtersensiblen Sprache im Deutschen verbreitet, beispielsweise bei Worten wie
Theʔater, Spiegelʔei, beʔinhalten, beʔachten, anʔeinander.
Da bei der Verwendung des Gendersterns (*) im Singular auf die ebenfalls notwendige Anwendung auf
den Artikel zu achten ist (ein*e Erzieher*in, die*der Erzieher*in), sollte bei Bedarf der Betonung der
Diversitätssensibilität im freien Sprechen möglichst auf die Pluralform (die Erzieher*innen)
zurückgegriffen werden.

10

Begrüßungen und Anreden / Anschreiben und Formulare
Die Stadtverwaltung ist (wie vielleicht alle Behörden) oft ein Ort der Gewohnheit. Achten Sie besonders
bei lange eingeübten, „gewohnten“ und kaum reflektierten Formen und Begriffen darauf, diese auf
gendergerechte Sprache umzustellen – zum Beispiel im Rahmen von Anträgen, Sitzungen und
Bewerbungsverfahren. Eine besondere Herausforderung stellt die gendergerechte Anrede in
verschiedensten Situationen und Konstellationen dar.
Bei der Begrüßung einer größeren Gruppe ist es ggfs. zunächst sinnvoll, einzelne Personen
wahrzunehmen und zu benennen. Auch wenn die bislang übliche Ansprache „Sehr geehrte Damen und
Herren“ weiterhin möglich ist, bietet sich für die gendergerechte Ansprache der Anwesenden ebenfalls
der Genderstern (*) an.
In manchen Kontexten ist es (zurzeit noch) unangemessen, eine andere Anrede als „Sehr geehrte
Damen und Herren“ zu verwenden. In solchen Fällen kann die Ansprache weiter genutzt werden. Je
nach Personenkreis muss sich dabei jedoch bewusstgemacht werden, dass nicht alle Geschlechter
angesprochen werden. Sollten Sie die Möglichkeit haben, dies durch die Verwendung anderer Formen
zur Ansprache (z.B. „Liebe Gäste“) zu umgehen, gilt es diese zu verwenden. Selbstverständlich bleibt
die persönliche Ansprache individuell. Für eine gendersensible Formulierung, die mehr als diese zwei
Geschlechter anspricht, gibt es mehrere Möglichkeiten. Häufig ist die Zielgruppe, die angesprochen
werden soll, bekannt und kann daher abgegrenzt und gendergerecht angeredet werden.
Als sinnvoller Zwischenschritt während des Übergangsstadiums hin zu geschlechterumfassenden
Begrifflichkeiten, kann die Kombination aus der vertrauten Anrede, ergänzt durch eine allumfassende
Ansprache sinnvoll sein, z.B. „Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Anwesende, ...“ oder
„Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Gäste …“ Auch wenn die ausschließliche
geschlechterneutrale Anrede, z.B. „Liebe Anwesende, …“ kürzer und direkt allumfassend ist, kann diese
Kombination aus Altem und Neuen gerade zu Beginn der Umsetzung gendergerechter Sprache dazu
beitragen, dass die redende Person authentisch wirkt.
Mögliche Anreden bei Begrüßungen
Beispiele:
Guten Tag!
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Teilnehmende,
Sehr geehrtes Organisationsteam,
Liebe Kolleg*innen,
Werte/Sehr geehrte/Liebe Interessierte,
Sehr geehrte Tagungsteilnehmende,
Verehrte/Liebe Gäste!
Sehr geehrter Vorstand,
Sehr geehrte Teilnehmer*innen,
Werte Ratsversammlung,
Werte/Sehr geehrte Beschäftigte,
Liebes Planungsteam,
Sehr geehrte Führungskräfte,
Liebe Anwesende,
Liebe Mitglieder,
Liebe Zuhörende,
Sehr geehrtes Publikum,
Sehr geehrte Anwesende,
Sehr geehrtes Kollegium,
Sehr geehrte Eltern,

11

Sollten einzelne Personen direkt angesprochen werden, kann dies durch die Nennung von Vor- und
Nachnamen geschehen. Beispiel: Herzlich willkommen Kim Hay!
Mit der Nennung des Vor- und Nachnamens lässt sich die Anrede mit Frau und Herr vermeiden. Bei der
Beschriftung von Anwesenheitslisten, ist die Bezeichnung Frau/Herr in der Regel überflüssig. Die
persönliche Ansprache bleibt individuell.
Es gibt Vornamen, die nicht auf das Geschlecht schließen lassen. Aber auch wenn Menschen einen
vermeintlich männlichen oder weiblichen Vornamen tragen, kann nicht automatisch davon
ausgegangen werden, dass sie männlich oder weiblich sind. Auch hier kann der Genderstern eingesetzt
werden, da der absendenden Person die geschlechtliche Orientierung der zu erreichenden Person
nicht bekannt ist.
Am Ende eines Schreibens oder in der Signatur einer E-Mail kann folgender Passus aufgenommen
werden: „Wir möchten Sie respektvoll ansprechen. Gerne können Sie uns mitteilen, wenn Sie eine
andere Ansprache wünschen.“
Mögliche Anreden im Schriftverkehr (Briefe, E-Mails)
Sofern nicht bekannt ist, wie die Person anzureden ist, wird diese mit Guten Tag Vorname
Familienname angeschrieben. Ansonsten wird seitens der Stadtverwaltung Oelde die herkömmliche
Anrede: Sehr geehrte Frau… und sehr geehrter Herr … verwendet.
Guten Tag! Dies ist eine kurze Anrede die in formellen Schreiben, an einen spezielle Person, als derzeit
noch nicht angemessen angesehen wird.
Die Variation: Sehr geehrte*r Vorname Familienname wird seitens der Stadtverwaltung Oelde nicht
genutzt.
Beispiele:
statt: Herr und Frau Schneider – besser: Sandra und Peter Schneider
statt: Frau und Frau Schneider – besser: Eheleute Schneider
statt: Herr und Herr Schneider – besser: Familie Schneider (wenn es z.B. um die Einschulung der
Kinder geht)
Grußworte in Publikationen
Eine geschlechtergerechte Ansprache in Grußworten von Publikationen bietet sich regelmäßig an.
Beispiel:
statt: Sehr geehrte Damen und Herren – besser: Sehr geehrte Interessierte, …
Im Fließtext ist auf den Genderstern zurückzugreifen – sofern keine geschlechtergerechten
Formulierungen möglich sind.
Bitte beachten Sie, dass es Wörter gibt, die eine feststehende juristische Definition tragen und somit
nicht verändert werden dürfen (Beispiel: gesetzlicher Vertreter / Betreuer). Sie können diese Begriffe
jedoch beschreibend verwenden: gesetzlich vertreten / betreut durch. Dies gilt auch zum Beispiel,
wenn Sie den Personalrat als Organ ansprechen und nicht eine Person in einem Personalrat, als
Personalrät*in.
Akademische Grade und Titel
Wird auf den Zusatz Herr oder Frau verzichtet, bzw. ist die geschlechtliche Identität der Person nicht
bekannt, so gilt folgende Schreibweise:
wenn eine Frau gemeint ist: Prof.in, Dr.in, Dipl.-Päd.in, Dipl.-Ing.in
wenn das Geschlecht unbekannt ist: Prof*in, Dr*in, Dipl.-Päd*in, Dipl.-Ing*in.
12

Die Vorstellung ist gesellschaftlich noch sehr stark verinnerlicht, dass sich beispielsweise hinter Prof.
Dr. Mustermann ein Mann verbirgt.
Anträge
Direkte Ansprache
Beispiele:
statt
besser
Name des Antragstellers
Unterschrift des Antragstellers
Antragsteller
Der Antragsteller hat den Antrag vollständigauszufüllen!
Die Mitarbeiter müssen ihren Arbeitsplatz sauber
halten.
Wir suchen einen praxiserfahrenen
Mitarbeiter!
Die Internetseite steht Nutzer/innen zur
Verfügung.

(Ihr) Name
(Ihre) Unterschrift
antragstellende Person
Bitte den Antrag vollständig ausfüllen!
Sie müssen Ihren Arbeitsplatz sauber halten.
Wenn Sie Praxiserfahrung haben, melden Sie sich bei uns!
Die Internetseite steht Ihnen zur Verfügung.

Formulare (Geschlechtseintrag)
In Formularen, in denen das Geschlecht erhoben wird, sind mindestens
Auswahlmöglichkeiten zu geben:
weiblich – männlich – divers – keine Angabe oder Frau – Mann – divers – keine Angabe

folgende

Bildsprache
Bildsprache ist eine Kommunikationsform, deren Vokabeln Bilder sind. Verständlich werden diese
Bilder durch eine kohärente innere Struktur, bestehend aus Inhalt und formaler Gestaltung.
Die formale Gestaltung ist die Grammatik der Sprache, der Inhalt deren Bedeutung. Schafft man es,
diese innere Struktur über eine bestimmte Bildmenge hinweg zu transportieren, kann man von einer
verständlichen Bildsprache sprechen.
Änderung von Stereotypen
Vielfach werden bestimmte Berufsfelder und Interessen stereotyp den einzelnen Geschlechtern
zugewiesen. Nach diesem Verständnis üben Frauen die Tätigkeiten als Erzieherin, Krankenschwester
oder Altenpflegerin aus. Interessant für Frauen seien demnach Themen rund um Kinder, Erholung oder
Wellness. Männer dagegen seien Ärzte, Vorstandsmitglieder oder Ingenieure und interessierten sich
für Sport, Autos und Finanzen.
Hier müssen der Ansatz der stereotypen Denkweise im Kern verändert und Personen aller
Geschlechtsidentitäten vermehrt bildlich in unterschiedlichen Berufsbereichen dargestellt werden.
Um geschlechtergerechte Sprache, vereint mit der geschlechtergerechten Denkweise umzusetzen,
bedarf es den Bruch mit stereotypen Verständnissen in unserem Gesellschaftsbild.
Gezeigt werden sollten daher Bilder die das Rollenklischee bewusst nicht bedienen, wie z.B.
• Frauen in höheren beruflichen Positionen oder in naturwissenschaftlicher oder technischer
Tätigkeit
• Männer mit ihrem Kind auf dem Spielplatz oder als Erzieher oder Pflegeperson.
Für die geschlechtergerechte Bildgestaltung leiten sich zwei grundsätzliche Regeln ab:
13

•

Repräsentationen, also Darstellungsformen, finden und verwenden, die alle Menschen adäquat
repräsentieren und durch die sich alle angesprochen fühlen. Besonders zu beachten sind dabei
Perspektive, Körperhaltung und Anordnung der ausgewählten Personen:
o Wer sitzt / steht / ist im Vordergrund, wird spontan als wichtiger wahrgenommen?
o Wer ist aktiv / passiv (bzw. wird so dargestellt)?
o Wer schaut in die Kamera / wer schaut weg?
o Wie wirken Kleidung, Accessoires und Gegenstände im Setting des Fotos/Videos?

•

Anti-Diskriminierung, also gestalterische Mittel so einsetzen, dass der Gesamteindruck zählt, dies
bedeutet Diversität in im Zusammenhang stehenden Bildern auszudrücken

Bildkompositionen deuten auf Hierarchien hin. Je nachdem, ob eine Person visuell in den
Vordergrund/Hintergrund gerückt wird, viel oder wenig Raum einnimmt, dominant oder
untergeordnet dargestellt wird, unterstreicht die Darstellung die Machtposition. Alle Aspekte des
Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes wie ethnische Herkunft, Behinderung, Weltanschauung und
Religion, Alter, Geschlecht und sexuelle Identität sind dabei sensibel zu berücksichtigen. Es geht
darum, dass die Bilder möglichst repräsentativ die gesellschaftliche Wirklichkeit widerspiegeln ohne
Rollenklischees zu entsprechen.

Barrierefreiheit
Es empfiehlt sich, betroffene Personen zu Rate zu ziehen. Der Genderstern sollte nicht zu häufig
verwendet werden, damit dies beim Vorlesen für Sehbehinderte nicht als zu störend empfunden wird.
Zudem ist auf die Schriftart zu achten (Verdana derzeit am geeignetsten), damit die Lesegeräte den
Genderstern als solchen erkennen und betonen.

Leichte Sprache
Die originäre Zielgruppe der Leichten Sprache sind Menschen mit Lernbehinderung und
Leseschwierigkeiten. Sie wird ebenfalls Migrant*innen für ein anfänglich besseres Verständnis
empfohlen. Auch diese Zielgruppe wird im Alltag (Medien, Plakate, Prospekte, etc.) mit der Thematik
des Genderns konfrontiert. Der Genderstern sollte gerade im Hinblick auf leichte Sprache nur sparsam
und ausschließlich im Plural verwendet werden, empfiehlt Christine Olderdissen.
Kritisch für diese Zielgruppe, hinsichtlich der geschlechtergerechten Sprache, ist die Doppelnennung,
da diese zu längeren Sätzen führt. Allerdings wird sie wiederum empfohlen, wenn es darum geht
möglichst konkrete Aussagen zu treffen. Menschen mit Lernbehinderungen verfügen in der Regel über
mangelnde Abstraktionsfähigkeit. Daher sollte genau benannt sein, wer und was gemeint ist.
Neutrale Formulierungen, Passivkonstruktionen und der Einsatz von Sonderzeichen (insbesondere,
wenn unterschiedliche Zeichen eingesetzt werden oder eines zu häufig in einem Text) sind daher
ebenfalls zu kompliziert und in Schreiben für diese Zielgruppe zu vermeiden.
Es empfiehlt sich, bei Informationsmaterial, etc. für diese Zielgruppe mit einem zertifizierten Büro für
Leichte Sprache zusammen zu arbeiten, da es bestimmte Kriterien für diese gibt. Die Sätze bestehen
aus max. 8 bekannten Wörtern, mit einfachem Satzbau aus Subjekt, Prädikat, Objekt. Jeder Satz enthält
nur einen Gedanken. Alles wird positiv formuliert. Passiv und Konjunktiv werden vermieden.

14

Anforderungen an die IT
IT-Programme: elektronisch erstellte Anschreiben
Anredevarianten müssen hausintern durch die IT eingepflegt werden. Unter Berücksichtigung der
geschlechtergerechten Ansprache ist hierbei folgendes zu beachten:
•

Herr und Frau sind durch eine geschlechtsneutrale Variante der Anrede zu ergänzen - dies gilt
auch für Texte
• auf sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau, sehr geehrter Herr in
Standardanschreiben verzichten, bzw. dies erweitern um eine genderneutrale Anrede
• genderneutrale personalisiertes Anschreiben - Guten Tag Vorname Name
 idealerweise automatischer Rückgriff des Programms auf hinterlegte Eintragungen zur
geschlechtlichen Identität, damit das Programm automatisch die richtige Anrede vorgibt
o Beachtung der datenschutzrechtlichen Voraussetzungen hierfür
•
•

allgemeines Anschreiben erstellen - Guten Tag,
formelles Anschreiben an eine Gruppe - sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Teilnehmende, sehr
geehrtes Publikum

Erhebung des Geschlechts in Anschreiben
Bei Online-Masken und in vergleichbaren Fällen sind folgende Möglichkeiten zur Auswahl anzubieten,
um die aktuelle Rechtslage zu erfüllen:
1. keine Angaben
2. divers
3. weiblich

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Begriffsbestimmungen

Copyright Stadt Köln
mit freundlicher Genehmigung der Stadt Köln, Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern
Gender
In den Siebzigerjahren haben Feministinnen in Deutschland damit begonnen, den englischen Begriff
„gender“ (Soziales Geschlecht) zu verwenden. Sie wollten damit darauf aufmerksam machen, dass es
verschiedene Faktoren gibt, die unsere Geschlechtsidentität ausmachen. Das soziale Geschlecht meint
die Gesamtheit von Erwartungen, Konventionen und Rollenzuschreibungen, mit denen das biologische
Geschlecht in unserer Gesellschaft verbunden wird. Es ist zugleich auch das durch unsere Erziehung
erworbene Selbstverständnis über unsere Geschlechtsidentität. Der Begriff wurde entlehnt, weil es im
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Deutschen kein entsprechendes Wort dafür gibt. Das englische Substantiv „gender“ steht für das
gefühlte und gelebte Geschlecht. Das Wort „sex“ wird hingegen für das biologische Geschlecht
verwendet. Gendersensible Sprache impliziert den Versuch, die Facetten des sozialen Geschlechts zu
repräsentieren, ohne dabei diskriminierend zu sein. Denn Sprache hat einen großen Einfluss auf unsere
Vorstellung von der Welt. Quelle: Bundesverband der Kommunikatoren e.V. (BdKom) (2020):
Kompendium Gendersensible Sprache. Strategien zum fairen Formulieren.
 Gendern bedeutet, bestimmte sprachliche Mittel zu verwenden, um Menschen aller
Geschlechtsidentitäten sprachlich sichtbar zu machen. Es werden verschiedene Bezeichnungen
verwendet:
geschlechtergerecht,
genderneutral,
gendersensibel,
geschlechterinklusiv,
geschlechterdivers.
Gendergap
Der Gender-Gap ist ein Sonderzeichen, um im Schriftlichen und Mündlichen alle Geschlechter sichtbar
zu machen.
Nicht zu verwechseln mit dem Gender-Pay-Gap, dem Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern.
Geschlecht/inter/divers
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 10.10.2017: ab 01.01.2019 gilt: Intersexuelle
dürfen als „inter“ bzw. „divers“ im Personenstandsregister geführt werden.
Gendergerecht, geschlechtergerecht, gendersensibel, genderinklusiv
Das Ziel geschlechtergerechter Sprache ist es, alle Geschlechter auf respektvolle Art und Weise
anzusprechen und sichtbar zu machen: Mann, Frau, trans*, inter- sowie nicht-binär verortete
Personen. Auf diese Weise leistet sie einen Beitrag zum Abbau von Diskriminierungen.
Generalklausel
Die Klausel „aus Gründen der Lesbarkeit wird nur die männliche Form verwendet und alle anderen
Geschlechter sind mitgemeint“ ist gemäß §4 LGG keine angemessene Strategie.

Generisches Maskulinum
Die Annahme, dass das Generische Maskulinum in der deutschen Sprache, das heißt die alleinige
Verwendung männlicher Bezeichnungen, alle Geschlechter 'mitmeine', hat sich in zahlreichen
wissenschaftlichen Studien als falsch herausgestellt. Wo ausschließlich Männer angesprochen werden,
wird letztlich auch ausschließlich an Männer gedacht. Als eine Form geschlechtergerechter Sprache
eignet sich das generische Maskulinum daher nicht.
Intergeschlechtlichkeit
Ein intergeschlechtlicher Mensch wird mit einem Körper geboren, der den dominanten medizinischen
Standards (in Bezug auf Hormone, Genitalien, Chromosomen etc.) von Mann und Frau nicht entspricht.
Intergeschlechtlichkeit ist eine körperliche Konstitution - keine Krankheit.
Cis
Menschen, die sich ausschließlich mit dem ihnen bei Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren,
ergo Menschen, die nicht trans und/oder binär sind.

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Nicht-Binär
Menschen, deren geschlechtliche Identität nicht eindeutig oder ausschließlich einer der beiden
dominanten Kategorien Mann oder Frau entsprechen. Nicht-binär (non-binary) wird aktuell in der
deutschen und auch englischen Sprache als eine Art Oberbegriff für eine Vielzahl an Identitäten wie
genderqueer, genderfluid, agender, etc. verwendet.
Intersektionalität
Das Konzept der Intersektionalität weist auf das Zusammenwirken verschiedener Dimensionen sozialer
Ungleichheit hin. Das Frau-Sein einer Person ist zum Beispiel maßgeblich dadurch mitgeprägt, ob diese
Person Rassismus erfährt oder nicht, ableisiert (nach Fähigkeiten bewertet) ist oder nicht. Diese
Faktoren lassen sich nicht nach einer additiven Logik aneinanderreihen, sondern sie bedingen sich
grundlegend. Sie tun dies in der Erfahrung von Menschen und auch in den gesellschaftlichen Diskursen
zu diesen Themen. Dies sollte in Anti-Diskriminierungsmaßnahmen u. ä. immer mitbedacht werden.
Eine Maßnahme zur Inklusion von Frauen sollte bedenken, dass Frauen sehr divers sind und auch
bedenken, was indirekt über andere Machtverhältnisse und Identitätsfaktoren mitdiskutiert wird.
Quelle: Alles rund um das Thema „Geschlecht“: https://fairlanguage.com/lexikon
L = lesbisch (Lesbian)
Frauen und Mädchen, die sich sexuell zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen.
S = schwul (G = Gay)
Männer und Jungen, die sich sexuell zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen.
B = bisexuell
Menschen, die sich zum gleichen und entgegengesetzten Geschlecht hingezogen fühlen.
T = trans/trans*/transgeschlecht
Menschen, die sich nicht ausschließlich mit dem ihnen bei Geburt zugewiesenen Geschlecht
identifizieren. Sie können trans Männer oder trans Frauen sein (denen bei Geburt fälschlich das
weibliche/männliche Geschlecht zugewiesen wurde) oder weitere Geschlechter haben, die weder
Mann noch Frau sind.
I = intergeschlechtlich
Inter* steht für alle, die mit körperlichen Merkmalen geboren werden, die medizinisch als
"geschlechtlich uneindeutig" gelten. Häufig werden intersexuelle Menschen im Kindes- oder
Jugendalter durch Operationen und/oder Hormonbehandlung geschlechtlich vereindeutigt, um sie in
die gesellschaftliche Ordnung (nach heteronormativem Muster) eindeutiger einer
Geschlechtszugehörigkeit anzupassen. Diese medizinischen Eingriffe werden von vielen
Inter*Menschen und ihren Interessensverbänden als menschenrechtswidrig kritisiert, da sie
gesundheitlich nur in wenigen Fällen notwendig sind und lediglich der Aufrechterhaltung der ZweiGeschlechter-Ordnung dienen. Es besteht die Gefahr, dass Eltern und Ärzte sich für ein Geschlecht
entscheiden und der Mensch später ganz anders empfindet. Inter*Personen können bzw. dürfen, aber
müssen sich nicht als „divers“ erfassen lassen (Vgl. BVerfG 22.12.2018).
Q = queer
Der Ausdruck wird heute oft verwendet, um insgesamt von nicht-heterosexuellen und nichtcisgeschlechtlichen Menschen zu sprechen. Die ursprünglich abwertende Bedeutung des Wortes im
Sinne von abweichend, abartig oder schräg wurde seit den 1990er-Jahren in eine selbstbewusste,
stärkende Selbstbeschreibung umgedeutet.
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Quellenverzeichnis, Links & Literatur
aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ) (2022): Geschlechtergerechte Sprache. 72. Jahrgang, 5-7/2022.
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Bonn.
Bonn, Stadt (2021): Leitfaden „Geschlechtergerechte Sprache in der Stadtverwaltung Bonn“.
Schriftverkehr, Formulare, Veröffentlichungen.
Brühl, Stadt (2019): Verfügung zur gendergerechten Verwaltungssprache.
Bundesverbands der Kommunikatoren e.V. (BdKom) (2020): Kompendium.
Castrop-Rauxel, Stadt (2020): Hinweise für eine geschlechtergerechte Sprache.
Deutsches Jugendinstitut: www.dji.de/themen/queere-jugend.html. Letzter Zugriff 11.4.2022.
Dortmund, Stadt (2020): Leitfaden* für eine gendersensible Sprache im Schriftverkehr, in
Veröffentlichungen und Formularen bei der Stadt Dortmund.
Erftstadt, Stadt (2019): Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Sprache.
Euskirchen, Kreis (ohne Datum): Warum geschlechtergerechte Sprache?
Fachforum für Mädchenarbeit: www.fachforum-maedchenarbeit.de. Letzter Zugriff 11.4.2022
Genderleicht: www.genderleicht.de. Initiative des Journalistinnenbunds (www.journalistinnen.de).
Letzter Zugriff 11.4.2022.
Geschickt gendern – das Genderwörterbuch: www.geschicktgendern.de. Letzter Zugriff 11.4.2022.
Gesellschaft für gerechte Kommunikation mbH (GFGK, Fairlanguage): www.fairlanguage.com. Letzter
Zugriff 11.4.2022.
Leonarto - Agentur für SEO & Medienrhetorik: www.leonarto.de/diversity-checks-gender-lektorate/
Letzter Zugriff 11.4.2022.
Karlsruher Institut für Technologie (2016): Gendergerechte Bildsprache am KIT.
www.peba.kit.edu/downloads/Leitfaden-GendergerechteBildsprache 2017_n.pdf. Letzter Zugriff
11.4.2022.
Köln, Stadt (2020): Leitfaden für eine wertschätzende Kommunikation bei der Stadt Köln.
Köln, Stadt (2020): Praxistipps für eine geschlechterumfassende Sprache und wertschätzende
Kommunikation.
Landesarbeitsgemeinschaft
www.frauenbuerosnrw.de

Kommunale

Frauenbüros/Gleichstellungsstellen

(LAG):

Landschaftsverband Rheinland (2021): Verfügung Geschlechtergerechte Formulierungen in Texten für
die interne und externe Kommunikation.
Prof.in Dr.in Ulrike Lembke (2021): „Geschlechtergerechte Amtssprache. Rechtliche Expertise zur
Einschätzung der Rechtswirksamkeit von Handlungsformen der Verwaltung bei Verwendung des
Gendersterns oder von geschlechterumfassenden Formulierungen“
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Lübeck, Hansestadt (2019): Leitfaden für gendergerechte Sprache.
Lünen, Stadt (2021): Leitfaden gendersensible Sprache.
Mettmann, Kreis (2021): Leitfaden für die Umsetzung der geschlechtersensiblen Sprache in der
Kreisverwaltung.
Minden-Lübbecke, Kreis: Das kannste schon so schreiben, aber dann isses halt unfair. Gendergerechte
Sprache – Ein Leitfaden.
Mühlheim an der Ruhr, Stadt (2021): Leitlinien gendergerechte Sprache.
Netz Barierrefrei: www.netz-barrierefrei.de. Letzter Zugriff 11.4.2022
Olderdissen, Christine (2021): GENDERleicht. Wie Sprache für alle elegant gelingt. Duden-Verlag
Recklinghausen, Stadt (202?): Fairer (gendergerechter) Sprachgebrauch in der Verwaltung.
Städte- und Gemeindebund NRW (2022): Handlungsempfehlungen zur Nutzung gendersensibler
Sprache.
Stefanowitsch, Anatol (2018): Eine Frage der Moral. DUDEN.
Troisdorf: geschlechtergerechte Sprache | Stadt Troisdorf
www.uni-kassel.de
Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (BFIT):
Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik - Publikationen Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache - eine repräsentative Studie (bfitbund.de)
ZDF (2020): Wer hat Angst vorm Genderwahn? Der Kulturkampf ums Geschlecht.
www.zdf.de/kultur/kulturdoku/wer-hat-angst-vorm-genderwahn-104.html. Letzter Zugriff 11.4.2022.

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